aus "Raunächte. Über Wünsche, Mythen und Bräuche – Märchen für Erwachsene"
Die Zahl 29
Die Zahl 29 wird unter anderem mit (seelischer, persönlicher) Heimat assoziiert und dem Gefühl, sie verloren oder nie gekannt zu haben. Heimat kann Familie, ein Ort, ein Gefühl, ein Glaube, eine Partnerschaft sein.
In dieser 5. Raunacht (Anm: 29. Dez.), die orakelhaft für das mögliche Geschehen des Monats Mai erlebt und gedeutet werden kann, können Sie herausfinden, was Heimat für Sie bedeutet, ergründen, wo oder wodurch bzw. mit wem Sie sich zuhause fühlen. Letztendlich geht es darum, Heimat in uns selbst zu finden, unseren Anker in der All-eins-Seele. Damit ist gleichzeitig umrissen, womit Menschen, die eine 29 in ihrem Geburtsdatum bergen, konfrontiert sind: sich überall und nirgends zuhause fühlen, voller Sehnsucht nach dieser inneren Heimat. Sie fühlen sich verantwortlich für alles Leid und alles Glück der Menschen in ihrem Umfeld bis hin zu allen Lebewesen auf der Erde. Ein übersteigertes Selbstbild, hinter dem sich der Seelen-Wunsch verbirgt, narzisstische Persönlichkeitsanteile zu transformieren.
Narziss, der Archetypus der griechischen Mythologie, kann die ihm geschenkte Liebe der Nymphe Echo nicht annehmen und verliebt sich stattdessen immer mehr in sein eigenes unerreichbares Spiegelbild. Wenn er sich diesem nähert, löst es sich im spiegelnden Gewässer auf. (Anm.: Er erkennt aber nicht, dass er es selbst ist, d.h. er ist also nicht selbstverliebt, zumindest nicht bewusst. Das entspricht dem mangelnden Selbstwertgefühl narzisstisch veranlagter Persönlichkeiten. Das außerpersönliche Idealbild erscheint als unerreichbar. Und sobald Nähe, Berührung stattfindet, wird sie zerstört). Die 29 fordert uns auf, diese Verfehlung der Ichbezogenheit wiedergutzumachen, zu transformieren. Es gilt, den feinen Unterschied zwischen Selbstverliebtheit und liebevoller Zuwendung zu begreifen, ins bedingungslose Annehmen der eigenen Unvollkommenheit zu wachsen. Das macht fähig, die Liebe anderer anzunehmen und die Mitmenschen ebenso zu lieben. Der zentrale Satz des Neuen Testamentes „Liebe deinen
Nächsten wie dich selbst“ birgt für mich diese Botschaft in sich: Ich werde für andere nur so gut sorgen können, wie ich für mich selbst zu sorgen bereit bin.
Der junge Sonnensohn (Anm.: Hier beziehe ich mich auf das im Buch vorangehende Märchen des Kapitels zum 29. Dezember) will nicht nur um seiner selbst willen Abenteuer erleben, Erfahrungen sammeln, sondern ebenso, um andere glücklich zu machen. Mut und unternehmerischer Geist, Freude, Begeisterung für alles, was wir auf unserem Lebensweg entdecken, bringen die Leichtigkeit, mit
der jede Herausforderung bewältigt werden kann.
Diesen Text stelle ich am 7. April 2019 online, auf Grund einer intensiven Beschäftigung mit dem Thema Narzissmus und seinen Auswirkungen.
Dazu erschien auch ein Forumbeitrag, in dem ich auf die Hintergründe aber auch denkbaren Heilungsweg eingehe.