Die transformative Kraft der 13 und wie man sich unsichtbar macht
Die 13 steht für die Qualität des Wandels, mit ihr wird sowohl Form als auch Beschaffenheit transformiert, wie Feuer erschafft ihre Energie einen neuen Seinszustand. Dafür passend sind die Methoden, die unsichtbar oder auch unverwundbar machen sollten. Das konnte schon anstrengend werden, wenn man sich kugelsicher machen wollte. Angesichts der erhöhten Terror-Verängstigung unseres Jahrhunderts könnte es jemand schon mal versuchen wollen: Jedenfalls heißt es einiges an Logistik aufzubringen:
Während der Mette muss ein spezielles Mehl zum Backen gemahlen werden (da haben wir es schon leichter als unsere Vorfahren, elektrische Mühlen schaffen das in Sekundenschnelle, aber in der Kirche könnte das kompliziert werden).
Während derselben Mette muss ein Lamm geschlachtet, mit seinem Blut der Teig angerührt und noch während der Mette gebacken werden. Mit Fladenbrot ohne Germzugabe könnte sich das ausgehen, am besten verabreden Sie mit dem Pfarrer eine möglichst lange Predigt und viele Gesänge, damit die Mette schön lang dauert, denn noch während der Mette muss das Brot dann gegessen werden. Schmecken muss es ja nicht, Hauptsache man überlebt den Kugelhagel. Wie verlässlich diese Methode allerdings ist, wenn ebenfalls während der Mette, genau um Mitternacht gegossene Kugeln einen trafen, ist nicht überliefert. Nur dass solche Kugeln sogar Ziele treffen, die man nicht sieht. Buddhistische Mönche schaffen das nach Jahrelangem Üben, indem sie eins werden mit ihrem Ziel, unsere Vorväter mussten nur zum richtigen Zeitpunkt ihre Munition produzieren. Und das in einer Zeit, da alles Magische Teufelswerk war und Menschen dafür am Scheiterhaufen endeten.
Wer es dennoch mit dem Teufel aufnehmen wollte, setzte sich in der Weihnachtsnacht auf das Dach und dengelte die Sensenblätter. Für Schreckhafte war das nichts, wer die Zauberwesen rund um sich aber ignorierte, dem nahm der Teufel das ganze Jahr über die Arbeit ab, zumindest die des Dengelns, die Sensen blieben scharf.
Der Brauch mit dem Blutbrot hat natürlich seine Wurzeln im heidnischen Ritualwesen. Blut und Mehl waren Opfergaben, übrigens zählten auch Fische dazu. Wer sich auf einen Kampf mit den alten Germanen einließ, konnte auch als Opfergabe enden, besiegte Kämpfer wurden oft massenweise hingerichtet und den Göttern geopfert, Moorfunde abgeschlagener und aufgespießter Köpfe bestätigen das – im Moor konserviert sich vieles unter Sauerstoffabschluss, das ermöglicht archäologische Funde, die das Bild über unsere prähistorischen Wurzeln schärfen helfen. Auch Tacitus berichtet von Menschenopfern, Orosius schildert aus 500 Jahren Distanz den Kampf der Kimbern und Teutonen: „…die Menschen wurden mit einer Schlinge um den Hals in den Bäumen aufgehängt, so gut wie nichts erkannte der Sieger als Beute, kein Mitleid gab er den Lebenden.“
Wer in christlicher Zeit nicht als Götteropfer enden wollte, schnitt ein Stück vom Glockenseil ab, genau während des Zwölfeläutens (war also nur was für Pünktliche). Beim Hin- und Rückweg durfte man sich nicht umsehen, schweigen war sowieso Gebot. Und Schnelligkeit war Bedingung, denn mit dem letzten Glockenschlag musste man aus dem Kirchturm draußen sein (eh klar, denn der Küster wusste wohl um den Brauch und lag vielleicht schon auf der Lauer, um den Frevler zu erwischen). Wer alles geschafft hatte konnte sich danach unsichtbar machen und Diebe bannen. Wer ohne Mutprobe unsichtbar sein wollte, konnte auch Farnsamen sammeln, natürlich auch in der Weihnachtsnacht, aber da war doch ein wenig mehr Zeit. Nur half das wenig, denn der Farn hat gar keine Samen. Aber das wissen wir erst seit dem 19. Jh., durch den deutschen Botaniker Wilhelm Hofmeister (1824 - 1877). Die braunen Pünktchen an der Unterseite der nicht blühenden Pflanze sind nämlich Sporen, mit deren Hilfe sich diese Ur-Pflanze vermehrt. Bei Shakespeare ist noch dokumentiert: Wir gehen unsichtbar, denn wir haben Farnsamen bekommen. (Szene in "Heinrich IV"). Auch den Schutz vor Zauberwesen und Unwetter versprach der Wunder-Same, Farnblätter wurden ins Gewand eingenäht um unverwundbar zu machen.